Anleitung Holunderflöte

Das braucht’s:

Als Grundmaterial benötigt ihr nur ein Sackmesser und den Zweig eines Holunderstrauchs.

Holunder wächst an lichten Stellen im Wald oder am Waldrand. Von Mai bis Ende Juni blüht er schneeweiss und duftet dabei wunderbar nach Honig. Später trägt der Busch fast schwarze Beeren, die roh gegessen Bauchweh machen, aber die perfekte Basis für eine feine Konfitüre sind. Hier soll es aber nicht um die Blüten und Früchte gehen, sondern um das Holz* des Holunderstrauches. Es zeichnet sich durch ein fluffig-weiches Mark aus, das sich einfach aus den Zweigen ausstossen lässt. Und das kommt uns für das Schnitzen der Holunderflöte sehr entgegen!

So geht‘s:

Schritt 1: Der perfekte Zweig

Für eure Flöte benötigt ihr einen mindestens fingerdicken Zweig, möglichst gerade gewachsen, ohne Seitenäste. Davon mit dem Sackmesser ein ca. 20 cm langes Stück abschneiden und das Mark im Innern herausstossen. Am besten geht das mit einem passenden dünnen Ast. Im besten Fall kommt das Mark in einem Stück heraus: dann einfach aufbewahren, ihr könnt es in Schritt 3 gut weiterverwenden.

Tipp: Wählt einen möglichst senkrecht wachsenden Zweig. Diese haben erfahrungsgemäss die dünnsten Wände und damit einen schön grossen Markkanal: Optimal für eine Flöte.

Schritt 2: Der richtige Schnitt

Den ersten Schnitt setzt ihr einen Finger breit vom Ende des Zweiges weg, und zwar quer zur Wuchsrichtung. Von diesem Schnitt geht ihr nochmals ca. 2 cm weiter nach unten und schneidet schräg in Richtung des ersten Schnitts. Indem ihr diese zwei Schritte wiederholt, kerbt ihr den Zweig nach und nach ein, bis ein Durchbruch in den inneren Hohlraum entsteht. So weiterfahren bis das Loch ca. 5 mm breit ist.
Jetzt nicht übereifrig werden: Wartet noch zu mit dem Schnitzen weiterer Löcher, bis ihr euch nach Schritt 3 den ersten Ton angehört habt.

Schritt 3: Der Block

Jetzt fehlt noch das Kernstück der Flöte: der Block. Er sorgt dafür, dass die Luft im richtigen Winkel auf das vorher geschnitzte Loch strömt und zu schwingen beginnt. So entsteht im besten Fall der Ton.
Für den Block könnt ihr entweder das ausgestossene Markstück aus Schritt 1 verwenden oder einen Zweig, der so satt wie möglich in den ca. 2 cm langen Abschnitt zwischen Mundstück und dem ersten Schnitt passt.
Den Block flacht ihr vor dem Reinstecken längs auf der Seite, die Richtung Schnitt zeigt, etwas ab, so dass die Luft da gut durchströmen kann.
Tipp: Schnitzt den Block extra etwas zu lang und lasst einen Teil davon oben aus der Flöte herausstehen. So könnt ihr mit euren Zähnen den Block während den ersten Blasversuchen fein justieren, bis ein Ton zu hören ist.

Schritt 4: Löcher auf und zu

Probiert jetzt mal aus, ob die Flöte bereits klingt, wenn ihr kräftig hineinpustet. Falls nicht: Versucht’s auch mal, wenn ihr das Ende der Flöte mit dem Finger verschliesst. Falls dann ein Ton zu hören ist, empfiehlt es sich, die Flöte fix mit einem Ast-Stopfen verschliessen.

Wenn es euch wunder nimmt, dann probiert nun mal aus, was geschieht, wenn ihr weitere Löcher in eure Flöte schnitzt. Soviel vorweg: Die Töne werden höher, je mehr Löcher offenstehen.

Wir wünschen frohes Musizieren!

*Tox Info Suisse über Holunder-Holz: “Es kann nicht zu 100% ausgeschlossen werden, dass es zu Magen-Darm-Symptomen kommen kann, wenn mit dem Speichel allfällige im Holz vorkommende Giftstoffe ausgewaschen und geschluckt werden. Die Symptome können von leichtem Bauchweh und Übelkeit bis zu Durchfall und Erbrechen reichen.”