Insektenhotel für unsere Wildbienen

Weltweit gibt es mehr als 17'000 Wildbienenarten. 600 davon sind auch in der Schweiz heimisch – und besorgen einen Grossteil der Bestäubung unserer Kultur- und Wildpflanzen. Zersiedelung und intensive Landwirtschaft haben den Lebensraum für diese wichtigen Helferlein jedoch zusehends verkleinert. Mit wenig Aufwand kann man den Bienen jedoch etwas Gutes tun und ihnen einen Nistplatz in Form eines Insektenhotels zur Verfügung stellen.

Von Carine

Alter: 6J. Aufwand: 3h

Kaum ein anderes Thema zeigt die Problematik der schwindenden Biodiversität besser auf, als unsere bedrohten Wildbienen. Die so wichtigen Insekten finden nicht nur immer weniger geeignete Nistplätze, auch das Nahrungsangebot verkleinert sich immer mehr. Vor allem deshalb, weil das Angebot an einheimischen Wildblumen stetig zurück geht. Wie ihr den Wildbienen neben einem Wildbienen-Nistplatz noch helfen könnt, erfahrt ihr im ersten Teil und in den weiteren Teilen unserer 4-teiligen Blog-Reihe zur Biodiversität.

 

Was ihr braucht

Materialliste im Online-Shop anschauen

Und so geht’s

Gehäuse

Als Grundlage für unser Insektenhäuschen haben wir eine leere Weinkiste verwendet, die wir noch im Keller stehen hatten. Selbstverständlich eignen sich auch andere Kisten – und falls ihr nichts Brauchbares bei euch rumstehen habt, könnt ihr auch eine Kiste nach euren eigenen Vorstellungen selber zusammenbauen.

Bitte behandelt euer Häuschen nicht mit einer Lasur. Es kann nämlich passieren, dass sich mit der Zeit Feuchtigkeit unter der Lasur bildet und für Wildbienen schädliche Pilze entstehen. Ihr könnt aber ein Dach anbringen, zum Beispiel aus PET. Unser Bienenhaus bekommt nur ein kleines Pappelholzvordach, da es an einem gut geschützten Ort stehen wird.

Aluminiumbüchsen als Gehäuse sind dann geeignet, wenn sie im Schatten und an einem trockenen Ort angebracht werden. Ansonsten werden sie zu heiss, rosten oder fangen an zu schimmeln, da die Feuchtigkeit nicht entweichen kann.

 

Füllung für die Nistplätze

Wildbienen zeihen ihren Nachwuchs in Hohlräumen auf. Sie legen sogenannte Liniennester an, am liebsten dort, wo bereits Röhren bestehen. Zum Beispiel in verlassenen Käferfrassgängen in Bäumen oder in Schilfrohr. Da jede Bienenart ihr bevorzugtes Nistmaterial hat, statten wir unser Bienenhäuschen am besten mit verschiedenen Materialien als Nisthilfe aus.

 

Bambus- oder Schilfröhren

Wenn ihr die Bambusröhren zuschneidet, dann achtet darauf, dass ihr NACH einem Pflanzenknoten schneidet, da die Bienen eine Rückwand mögen. Eine einfache Säge aber auch die Laubsäge sind prima geeignet.

Nach dem Schneiden müssen die die Gänge gut gesäubert werden. Ich habe dafür den Holzbohraufsatz verwendet.

 

Ton

Ton eignet sich ebenfalls sehr gut als Nistplatz. Schneidet einen Block Ton zu und bohrt mit einem Pinsel oder Tonwerkzeug saubere Löcher in der Grösse von ca. 5 bis 10 mm Durchmesser und 8 bis 10 cm Länge. Bitte auch hier wieder auf die Rückwand achten und diese nicht durchbohren.

 

Holz

Verwendet immer abgelagertes, gut ausgetrocknetes Hartholz. Hier eignen sich alle Laubbaumarten wie Buche, Eiche, Linde, Ahorn oder Esche. Verwendet bitte kein Nadelholz oder andere weiche Holzarten. Bei diesen mag die Bohrung prima aussehen, jedoch richten sich nach dem Trocknen die Holzfasern auf und versperren so den Durchgang.

Achtet bei der Bohrung auch darauf, dass ihr nicht in die Jahresringe bohrt, da sich diese mit der Zeit spalten können. Auch das mögen die Bienen überhaupt nicht: Bohrt also besser ins Längs- anstatt ins Stirnholz.

Bohrt Gänge mit 3 bis 11 mm Durchmesser und 5 bis 10 cm Tiefe. Und (ihr habt es erahnt), nicht ganz durchbohren, damit in den Nistgängen eine Rückwand stehen bleibt.

Tipp vom Experten von Wildbiene + Partner: Verwendet einen neuen, ungebrauchten Bohraufsatz. So werden die Gänge am saubersten. Danach müssen nur noch die Späne entfernt werden. Hierfür eignet sich der Staubsauger prima.

Was ihr nicht tun solltet

  • Keine Röhrchen aus Plastik verwenden, da bei diesen die Feuchtigkeit nicht entweichen kann und so Pilzerkrankungen entstehen können.
  • Keine Tannzapfen, Stroh oder ähnliches Material verwenden. Dieses Material kann beispielsweise Ohrengrübler anziehen, welche die Pollen der Wildbienen verspeisen.
  • Das Bienenhaus nicht der Witterung aussetzen. Noch einmal: Nässe, aber auch schon hohe Feuchtigkeit, begünstigen Pilzerkrankungen und können sich fatal auf die Bienen auswirken.
  • Im Winter nicht ins Haus nehmen! Die Bienen brauchen die Kälte zur Überwinterung, sonst schlüpfen sie.
  • Das Bienenhaus nicht reinigen: Dies kann nur ein Experte korrekt machen. Lieber einfach lassen, wie es ist. Die Natur kümmert sich darum. In den verstopften Löchern sind die Jungen. Diese bleiben 1 Jahr in ihren Behausungen. Deshalb dürfen die Verstopfung auf keinen Fall entfernt werden.

 

Bienenhotel

Wir haben unser Bienenhotel noch hübsch angeschrieben, damit die Bienen auch wissen, wo sie sich einnisten dürfen. Dafür haben wir mit der Laubsäge entsprechende Hölzer zugeschnitten und mit dem Brennpeter verziert. Achtung, er wird sehr heiss und seine Anwendung gehört somit unter Aufsicht eines Erwachsenen.

Korrekte Anbringung

Ihr könnt euer Wildbienenhotel zu jeder Jahreszeit draussen anbringen. Wichtig ist jedoch, dass ihr als Standort einen geschützten, sonnigen und trockenen Ort auswählt. Am besten irgendwo an einer Hausmauer oder an einem Schuppen. Es sollte zudem mindestens 0.5 m über dem Boden montiert werden. So zieht es keine Feuchtigkeit vom Boden.

Specht-Schutz

Eigentlich kommt es eher selten vor, dass sich ein Specht an einem Bienenhaus zu schaffen macht. Wohnt ihr aber in Waldnähe, kann das Anbringen eines Kaninchengitters durchaus Sinn ergeben. Kaninchengitter haben eine wabenförmige, ungefähr 12 mm breite Flechtung. Damit sich die Bienen bei der Landung nicht an den Flügelchen verletzen, müsst ihr die Waben QUER anbringen. So, dass die Spitzen der Waben links und rechts sind. Da der Specht einen langen Schnabel und eine lange Zunge hat, sollte der Abstand vom Gitter zum Bienennistplatz mindestens 5 cm betragen. Unten kann es offenbleiben.

Mehr Informationen zum Thema Wildbienen

Falls ihr euch gerne eingehender mit dem Thema Wildbienen befassen möchtet, kann ich euch die Seite von Wildbiene + Partner empfehlen. Dort findet ihr spannende Informationen rund um die Thematik. Ich führte vor meinem Insekten-Hotelbau ein ausführliches Gespräch mit dem Bienenexperten Dr. Claudio Sedivy von Wildbiene + Partner. Vielen Dank an dieser Stelle für die vielen Tipps und das wertvolle Hintergrundwissen.

Ein Bienenhotel zu bauen ist eigentlich ganz einfach. Wem es aber trotzdem zu aufwändig ist, kann bei Do it + Garden ein fixfertiges BeeHome von Wildbiene + Partner kaufen.

Ich wünsche Euch eine fröhliche Bienenzeit und viel Freude mit eurem Insektenhotel.

Carine

«Mein Name ist Carine, ich habe zwei wundervolle Kinder und einen tollen Mann mit viel Geduld… die braucht er nämlich, wenn wieder einmal das Haus Kopf steht weil ich am Werkeln bin, die Farbe des Wohnzimmers überraschend gewechselt hat oder die Garage mit Bastelware vollgestellt ist. Ich arbeite nebenbei aus Leidenschaft als selbständige Designerin und betreibe mit ganz viel Herzblut meine kreative Kids-tipps.ch Facebook Gruppe.»

Alle Artikel

4 Kommentare

  1. Eicher 20.04.2021 um 19:13

    Danke für die Ausführungen. Eine ganz wichtige Ergänzung: Das Bienehaus immer gegen Süden ausrichten, damit es volle Sonnenbestrahlung bekommt. Das mögen die Wildbienen besonders gern.

    1. Do it + Garden 21.04.2021 um 10:26

      Vielen Dank für die Ergänzung! Liebe Grüsse, dein Do It + Garden Team

  2. Familie Hohl 17.04.2020 um 11:55

    Vielen Dank für die Anleitung. Eine Anregung: Wir sind momentan intensiv auf der Suche nach Hummelnisthilfen. Hummeln sind stark gefährdet, tragen aber zur Bestäubung von Pflanzen unglaublich viel bei. ERstaunlich, dass man für sie jedoch kaum gute Nisthilfen findet. Hummeln brauchen geeignete Nester, aber auch (früh)blühende Pflanzen. Trotz allem findet man kaum Anleitungen für Hummelnisthilfen – und mit den kaufbaren Nisthilfen ist es erst recht schwierig. Dort wo man gute Nisthilfen kaufen kann, muss man 14 Monate auf die Lieferung von oberirdischen Nestern warten 🙂 – bei den unterirdischen wird man fündig. Wir haben jedes Jahr viele Hummeln in unserem Wildblumengarten, im Frühjahr sind einige auf der Suche nach einem Nest. Gerne würden wir ihnen etwas anbieten, das auch wirklich funktioniert. Hätten Sie eine gute Idee? Wäre toll, wenn hier die Migros Ideen und gute (d.h. funktionale) Nisthilfen anbieten könnte.

    1. Do it + Garden 21.04.2020 um 09:04

      Liebe Familie Hohl

      Vielen Dank für eure tolle Anregung. Leider müssen wir euch mitteilen, dass wir bisher tatsächlich noch keine Hummel-Nisthilfen in unserem Sortiment anbieten. Dies ist vor allem darauf zurückzuführen, dass bisher schlicht und einfach keine Nachfrage vorhanden war. Es wird gemeinhin davon ausgegangen, dass Hummeln in der Schweiz noch ausreichend natürliche Standorte für ihre unterirdischen Nistplätze vorfinden.

      Da auch uns eine möglichst grosse Biodiversität ein wichtiges Anliegen ist, werden wir die Situation im Auge behalten und die Aufnahme einer Hummel-Nisthilfe in unser Sortiment regelmässig neu beurteilen.
      Bis dahin können wir euch den Tipp geben, den Hummeln eine ungestörte Ecke in eurem Garten mit vielen Blühpflanzen in unmittelbarer Nähe zu überlassen. Dann ist die Chance gross, dass die Hummeln dadurch einen natürlichen Nistplatz vorfinden.

      Viele Grüsse aus dem Do it + Garden Team

{{more?'WENIGER KOMMENTARE ANZEIGEN':'MEHR KOMMENTARE ANZEIGEN'}}

SCHREIBE EINEN KOMMENTAR

Fülle alle Felder vollständig und korrekt aus, um deinen Kommentar absenden zu können.