Unproblematische Neophyten: Urlaub daheim unter Palmen

Mit Urlaub in der Ferne wird’s wohl dieses Jahr nix. Wie wär’s mit einem kleinen Palmenhain, um exotische Urlaubsgefühle zumindest zu Hause auf den Balkon oder auf der Terrasse aufkommen zu lassen? Das geht nämlich auch ohne dabei auf für die Biodiversität schädliche invasive oder potentiell invasive Neophyten zurückgreifen zu müssen.

Von Carmen

Alter: 7J. Aufwand: 2h

Was sind Neophyten?

Wörtlich übersetzt bedeutet Neophyten «neue Pflanzen». Der Begriff steht für Pflanzen, die seit der Entdeckung Amerikas 1492 bei uns absichtlich eingeführt oder versehentlich eingeschleppt wurden. Ungefähr 90% aller Neophyten haben sich in der Schweiz gut integriert, gelten als unproblematisch und bereichern unsere heimische Flora.

Es gibt jedoch auch Neophyten, die sich stark ausbreiten, den einheimischen Pflanzen den Lebensraum streitig machen und diese nach und nach verdrängen. Unterschieden wird zwischen «invasiven Neophyten» und «potentiell invasiven Neophyten».

Was ist der Unterschied?

Invasive Neophyten dürfen gesetzlich weder verkauft noch gepflanzt werden.

Dazu gehören unter anderem Ambrosia, Drüsiges Springkraut, Goldruten, Japanischer Staudenknöterich und dessen Unterarten, Riesenbärenklau, Wasserpest, Essigbaum und Greiskraut. Bereits verwilderte Bestände invasiver Neophyten in freier Natur müssen beseitigt werden. Sie sind nicht nur eine Gefahr für die Biodiversität, sie können auch Schäden bei Böschungen, Bachläufen oder Bauten anrichten oder sind teilweise gar gesundheitsschädlich für Mensch und Tier.

Die als potentiell invasiv eingestuften Neophyten dürfen weiterhin verkauft werden. Sie sind dann gefährlich für die Artenvielfalt, wenn sie sich aufgrund unfachmännischer Anwendung und Pflege unkontrolliert ausbreiten. Sie müssen deshalb mit einem Warnhinweis gekennzeichnet werden.

 Zu den potentiell invasiven Neophyten gehören Kirschlorbeer, Sommerflieder, Götterbaum, Seidenpflanze, Weisser Hartriegel, Einjähriges Berufkraut, Topinambur, Immergrünes Geissblatt, Lupinen, Gewöhnliche Jungfernrebe, Opuntie, Blauglockenbaum, Amerikanische Kermesbeere, Robinie, Schneebeere, Armenische Brombeere inkl. alle daraus gezüchteten Sorten u.v.m.

Im Tessin gilt auch die Chinesische Hanfpalme, oder eben Tessinerpalme, als invasive Art, weil sie sich da bereits unkontrolliert ausbreitet. In der restlichen Schweiz gilt sie jedoch weiterhin nur als potentiell invasiv und darf weiterhin verkauft werden. Migros Do it + Garden hat sich als erster Detailhändler jedoch dazu entschieden, auch keine potentiell invasiven Neophyten mehr im Sortiment zu führen und Anfangs 2020 auch die Tessinerpalme als letzte potentiell invasive Pflanze schweizweit aus dem Sortiment genommen.

Welche Alternativen gibt es zur beliebten Tessinerpalme?

Als Alternative zur Tessinerpalme stehen für die exotisch angehauchte Gartengestaltung viele hübsche und für die Artenvielfalt unproblematische Palmen zur Verfügung. Mein kleiner Palmenhain besteht beispielsweise aus einer riesigen Palme aus der Gattung der Washingtonia, die mit dem dekorativen Stamm und den fächerförmigen Wedeln sofort Tropenflair auf den Sitzplatz zaubert. Bei guter Pflege wächst die Fächerpalme schnell und hält kurzfristig sogar Temperaturen bis -10 Grad aus.

Meine Kanarische Dattelpalme (Phoenix canariensis) hat lederartige, überhängende Triebe. Man sollte ihr ausreichend Platz einräumen, da ihre Blätter piksen.

Die Zwergpalme (Chamaerops humilis) wächst zwar nur langsam, bildet aber regelmässig neue Blätter, was ihr ein buschiges Aussehen verleiht.

Die Palmen findet ihr in den Do it + Garden Filialen (solange Vorrat und je nach Verfügbarkeit).

Die Überwinterung

Palmen sind in unseren Breitengraden leider nur bedingt winterhart. Damit es trotzdem mit dem Überwintern klappt, sind je nach Lage leichte bis starke Winterschutzmassnahmen erforderlich. Zurzeit sind nicht alle Artikel verfügbar, die es für die Überwinterung einer Palme benötigt. Alle Artikel sind aber ab Ende September im Do it + Garden Onlineshop wieder verfügbar. Bei den Winterschutzmassnahmen gelten folgende Anhaltspunkte:

Palmen in Töpfen überwintern

  • Je wärmer das Winterquartier, desto mehr Licht brauchen die Pflanzen. Normale Zimmertemperatur ist zu warm und schadet der Palme. Oft stellen sich auch schnell Schädlinge ein, die die Pflanze zusätzlich stressen. Je kälter der Winterstandort ist, desto mehr Dunkelheit ertragen die Pflanzen. Temperaturen unter 5 Grad sind jedoch zu vermeiden.
  • In milden Regionen reicht ein leichter bis mittlerer Winterschutz. Topfpflanzen werden an die Hauswand gerückt, am besten eignet sich ein überdachter Aussenplatz. Der Topf wird auf eine Unterlage (z.B. eine Holzpalette oder Styropor) gestellt und mit isolierendem Material geschützt. An frostfreien Tagen benötigen die Exoten ein wenig Wasser, um nicht zu vertrocknen.

Ausgepflanzte Palmen überwintern

  • Das Kleinklima im Garten ist entscheidend für die Wahl des Standortes für exotische Palmen. Ideal ist ein Standort nahe einer wärmespeichernden Hauswand auf der Süd- oder Südwestseite des Hauses. So sind die Pflanzen vor den kalten Nord- und Ostwinden geschützt.
  • Je älter eine Pflanze ist, desto besser übersteht sie kühle Wintertemperaturen. Pflanzen unter 50 cm oder jünger als 5 Jahre sollten noch nicht ausgepflanzt werden.
  • Grössere Exemplare können vor dem nächsten Winter gut einwurzeln und sind widerstandsfähiger, wenn sie bereits im Frühjahr ausgepflanzt werden.
  • In milden Regionen werden bei ausgepflanzten Palmen die Blätter locker zusammengebunden und der Wurzelbereich dick mit Mulch, Laub oder Stroh geschützt.
  • In kalten und nassen Regionen muss das «Herz» vor Nässe geschützt werden. Dies kann mit einem Jutesack oder einer Schilfmatte geschehen, die um den Stamm und die zusammengebundenen Blätter gewickelt wird. Darüber wird eine Haube gezogen, die vor Nässe schützt, aber dennoch atmungsaktiv ist. Den Wurzelbereich schützt ein mit Stroh oder Laub gefülltes Drahtgitter. Luftpolsterfolien sollten nur minimal eingesetzt werden, da sich darunter schnell Schimmel und Fäulnis bilden.
  • Kalte, schneereiche Höhenlagen benötigen einen starken Winterschutz oder ein vor Frost geschütztes Überwinterungsquartier. Beliebt sind Kompostgitter, die im Wurzelbereich mit Stroh und Laub gefüllt werden. Die gesamte Palme wird mit mehreren Lagen Vlies eingehüllt und mit einer Haube abgedeckt.

Fasziniert stehe ich barfuss im Kies vor meinem neuen Palmenhain, während der warme Sommerwind durch die Wedel streicht. Den Sand unter meinen Füssen stelle ich mir einfach vor…

Dieses Jahr brauche ich nicht in den Urlaub zu fahren, ich lege mich einfach in meinen Lounge-Sessel, das neue Buch lesebereit neben dem kühlen Getränk auf dem Beistelltisch, und geniesse so richtig «la dolce vita».

Carmen

«Hallo, ich bin Carmen. Ich wohne mit meinem Mann, zwei Kindern, Hund und Katzen in einem kleinen Dorf im Kanton Thurgau. Mein Garten bietet mir einen wundervollen Ausgleich zu meinem Beruf als freischaffende Architektin und ich liebe es, darin zu arbeiten. Seit 2008 dokumentiere ich auf meinem Gartenblog Ein Schweizer Garten das Entstehen unseres Gartens, den wir im Eigenbau angelegt haben. Der grüne Daumen muss mir in die Wiege gelegt worden sein, denn ich habe bereits als Kind ein eigenes Beet gepflegt. Ich freue mich, dass ich meine Freude am Gärtnern weitergeben kann.»

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