Urban Farming

Urban Farming Teil 1 – Anzucht

Auch wenn es draussen erst zaghaft warm wird, läute ich als Fan von Urban Farming die Gartensaison bereits anfangs März mit der Anzucht von Gemüse und Blumen ein. Schon bald gleitet Samen für Samen in vorbereitete Töpfchen und ich träume bereits von der zukünftigen Ernte.

Von Carmen

Alter: 4J. Aufwand: 0.5h
Urban Farming

Die Anzucht aus Samen ist nicht schwer, denn Mini-Treibhäuser erleichtern die Aussaat, bieten aufgrund der optimalen Innentemperatur sehr gute Keimbedingungen und finden auf der Fensterbank Platz, sodass Urban Farming auch auf kleinem Raum möglich ist. Wer die klassische Variante ohne Treibhäuser bevorzugt, kann auch torffreie Anzuchttöpfe nehmen. Diese sind nachhaltig und können bequem mit Aussaaterde befüllt werden. Sobald die Wurzeln die Topfwände durchdrungen haben, können die Töpfe zusammen mit den Setzlingen ausgepflanzt werden.

Egal, für welche Variante man sich entscheidet: Eigenes Gemüse selber anzuziehen hat einen unschlagbaren Vorteil: Du bestimmst, welche Sorten ins Beet kommen.

Für die Kinder gibt es kaum etwas Spannenderes als zu beobachten, wie nach ein paar Tagen die ersten frischgrünen Spitzen durch die Erde stossen. Es gleicht einem Wunder, wie in ein paar Wochen aus einem einzigen Samenkorn eine stattliche Pflanze wird, die später blüht und fruchtet oder als knackiger Salat auf den Tisch kommt.

Als zukünftiger Urban Gardener gilt es bei der Aussaat einige Punkte zu beachten, die ich folgend kurz erläutere.

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Der Zeitpunkt

Nicht zu früh aussähen. Im Februar ist das Tageslicht noch zu schwach, die Sämlinge wachsen dem spärlichen Licht entgegen, werden zu gross und kraftlos und vergeilen schliesslich. Auf den Samentüten ist der optimale Zeitpunkt zum Aussäen sowie die Entwicklungsdauer bis zur Ernte angegeben.

Eine angenehme Ausnahme bilden Paprika und Tomaten. Erstere können bereits ab Ende Januar ausgesät werden, letztere ab Februar.

Zum Keimen brauchen die Samen zwar warme Zimmertemperaturen; sobald die Saat aufgegangen ist, stelle ich die Treibhäuser aber in das kühlste Zimmer.

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Die Aussaat-Erde

Spar nicht bei der Erde! Für die Aussaat eignet sich spezielle Aussaaterde bzw. torffreie Bio Anzucht- und Kräutererde am besten. Die lockere Anzuchterde auf biologischer Basis ist nur schwach mit natürlichen Rohstoffen gedüngt. Sie sorgt für rasches Keimen und optimale Entwicklung der Sämlinge. Wenn du der Aussaaterde Vermiculit beimischst, lockert das die Erde zusätzlich auf. Vermiculit ist ein Anzuchtsubstrat und verbessert die Durchlüftung in der Erde, was sich positiv auf das Wurzelwachstum auswirkt.

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Anzucht-Set mit Quelltabletten

Noch einfacher geht’s mit Anzucht-Sets mit Quelltabletten. Sie erleichtern die Aussaat sehr und sind besonders für Kinder ein Riesenspass. Aus einer flachgepressten Kokostablette wird durch Angiessen mit lauwarmem Wasser innert wenigen Sekunden pflanzfertige Erde, die nur noch mit einem Samen bestückt werden muss – ganz ohne Schmutz oder Erde schleppen. Anschliessend setzt man die transparente Haube auf und stellt das Anzucht-Set ans helle Fenster.

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Lüften und Giessen

Die transparenten Abdeckhauben der diversen Aussaat-Sets haben integrierte Lüftungsklappen, die für optimale Keimbedingungen sorgen und so Fäulnis und Schimmel vorbeugen.

Neben regelmässigem Lüften ist auch dosiertes Giessen notwendig. Sollte es passieren, dass die Tabs zu nass stehen, kannst du einfach das überschüssige Wasser abgiessen und das Minitreibhaus lüften, indem du den Deckel für mehrere Stunden ganz abnimmst.

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Keimprobe

Saatgut vom Vorjahr kann man einer Keimprobe unterziehen. Dafür legst du Keime auf nasse Watte, bedeckst sie mit Klarsichtfolie und stellst sie an einen Platz, an dem Zimmertemperatur herrscht. Keimt nach einer Weile noch mindestens die Hälfte des Saatguts, kann es noch verwendet werden.

Abhärten der Setzlinge

Nur die harten Setzlinge kommen später in den Garten, denn abgehärtete Jungpflanzen sind viel widerstandsfähiger und erschrecken sich in der ersten Nacht im Frühbeet viel weniger. Daher lasse ich die Jungpflanzen tagsüber bei mildem Wetter an der Sonne frische Luft tanken und nehme sie abends wieder ins geschützte Heim.

Urban Farming

Wer etwas Zeit und Liebe ins Urban Farming investiert, wird sein eigenes Gemüse mit Hochgenuss essen, das kannst du mir glauben!

Ich wünsche dir gutes Gelingen und viel Freude beim Anziehen!

Carmen

«Hallo, ich bin Carmen. Ich wohne mit meinem Mann, zwei Kindern, Hund und Katzen in einem kleinen Dorf im Kanton Thurgau. Mein Garten bietet mir einen wundervollen Ausgleich zu meinem Beruf als freischaffende Architektin und ich liebe es, darin zu arbeiten. Seit 2008 dokumentiere ich auf meinem Gartenblog Ein Schweizer Garten das Entstehen unseres Gartens, den wir im Eigenbau angelegt haben. Der grüne Daumen muss mir in die Wiege gelegt worden sein, denn ich habe bereits als Kind ein eigenes Beet gepflegt. Ich freue mich, dass ich meine Freude am Gärtnern weitergeben kann.»

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11 Kommentare

  1. Preiswerk 04.03.2019 um 04:18

    Hallo Carmen,
    Ich möchte meinen Drahtzaun zum Nachbarn begrünen. Bis jetzt habe ich es mit rankender Kapuziner-Kresse versucht von welcher ich auch Blätter und Blüten in der Küche brauchen kann. Da diese sich aber immer erst sehr spät entwickelt bin ich auf der Suche nach Ersatz, damit der Zaun früher belebt ist.
    Liebe Grüsse
    Noemi

    1. Carmen 04.03.2019 um 17:03

      Liebe Noemi
      Gehört der Zaun dir oder deinem Nachbarn?
      Du könntest zb. eine Weinrebe pflanzen. Diese begrünt den Zaun im Frühling sehr schnell und im Herbst kannst du feine Trauben ernten.
      Im Frühjahr wird jeweils ab März der Schnitt der abgetragenen Ruten vorgenommen. Im Juni findet ein Auslichtungsschnitt statt.
      Auch Obstspalierbäume oder Säulenobst könnte man vor den Zaun setzen.
      https://blog.doitgarden.ch/de/urban-farming-6/
      Als dauerhafte Sichtschutz-Rankpflanzen eignen sich immergrüner Efeu, (die Beeren sind bei Vögeln sehr beliebt), Geissblatt oder
      Clematis. Auch eine hübsche Kletterrose wäre denkbar.

  2. Sarah 01.03.2019 um 11:31

    Liebe Carmen, wir haben einen Balkon, der nicht lange Sonne hat. Welches Gemüse würde sich da eignen? Ich habe ein Hochbeet und ein „Graniumchistli“ zur Verfügung. Merci für jeden Tipp!

    1. Carmen 01.03.2019 um 17:54

      Liebe Sarah
      Halbschattenverträgliche Gemüsesorten sind Randen, Kopfsalate, Pflück- und Schnittsalat, Spinat, Radieschen, Nüsslisalat, Kresse, Asiasalate und Mangold.
      Letzterer sorgt übrigens für einen wunderschönen Farbtupfer im Hochbeet. Bei den Kräutern sind es
      Petersilie, Schnittlauch, Minze, Melisse, Pimpinelle, Dill, Brunnenkresse, Kerbel und Liebstöckel.
      Im Balkonkasten, wo wenig Platz zur Verfügung steht, kannst du verschiedene Pflücksalate, Radieschen und kleinbleibende Kräuter anbauen.
      Viel Spass beim Urban Farming auf dem Balkon!
      Carmen

  3. Annabelle Schwarz 02.05.2017 um 08:11

    oh liebe Carmen ich bin begeistert …von deinen Beiträgen und habe durch dich Migros do it so richtig entdeckt und kennengelernt…..kaufe meine Chiffi Böxli nun nur noch bei der Migros …sogar einen neuen Briefkasten haben wir nun von Migros do it zum sensationnelen Aktionspreis und erst noch in Schwarz…..alles liebe Annabelle

  4. Hansjörg 12.04.2017 um 09:44

    Hallo Carmen
    Ich mag es gerne “schlingpflanzig” ,Deshalb werden Wicken aller Art herangezüchtet.Aber ich habe noch eine weitere (…vielleicht Furz-….) Idee : An zwei Stellen unserer “Balkonfarm” Stangenbohnen in einen grossen Topf zu setzen , “beim Wachsen zuschauen+ , gegebenenfalls ernten und gleichzeitig auch vom “Schattenspender” zu profitieren. Hat das Chancen oder ….siehe oben… ?

    1. Carmen 15.04.2017 um 18:44

      Sali Hansjörg, ich experimentiere genausogerne wie du! Wenn Stangenbohnen genügend Erde, Wasser und Dünger bekommen, kannst du deinen Schattenspender sicherlich auch beernten.

  5. Adrian Wälti 09.04.2017 um 12:30

    Hallo Carmen

    Ich verwende das erste mal die Kokostabletten. Eine Frage: wie hoch/gross lässt du sie darin werden? Setzt du diese anschliessend direkt ins Freie/grosse Töpfe oder empfiehlt es sich vorher noch ein Umtopfen in kleine Töpfchen?
    Vielen Dank und liebe Grüsse aus dem Emmental.

    Adi

    1. Carmen 09.04.2017 um 13:52

      Sali Adi
      Sobald die ersten Wurzeln aus dem Quelltöpfchen sichtbar werden, ist es Zeit umzutopfen oder direkt ins Frühbeet. Die Tomaten habe ich zuerst in grössere Töpfe gepflanzt, da sie nachts noch ins Haus müssen. Anderes Gemüse wie Randen, Salate und Rucola habe ich direkt in den Quelltabletten ins Frühbeet gepflanzt.

  6. Kati ist draußen 08.04.2017 um 19:16

    Hallo Carmen – vielen Dank für die super Zusammenfassung! Ich fange auch erst kommende Woche an mit dem Vorziehen von Gemüsepflänzchen in der Wohnung. Das kostet jedes Jahr Überwindung, sich so lange zu gedulden, aber sonst vergeilen mir die Sämlinge, wie du richtig schreibst. Ich habe auch kein kühles Zimmer, in das ich das Zimmergewächshaus nach dem Keimen stellen könnte. Aber ich habe gelernt, dass es nichts bringt, sich bzw. die Pflanzen zu hetzen – auch, wenn man erst spät vorzieht: die Pflanzen holen die Zeit dann draußen im Freiland ohne Probleme auf.

    Liebe Grüße, Kati
    (kati-ist-draussen.at)

    1. Carmen 09.04.2017 um 13:55

      Hallo Kati
      Du hast recht, wer früh sät und keine optimalen Bedingungen hat, muss sich mit minderwertigen Setzlingen herumschlagen. Lieber später säen, dafür dann kräftige Setzlinge zum Auspflanzen haben. Meine Erfahrung hat gezeigt, dass später gesätes Gemüse den Vorsprung des frühgesäten sehr schnell wieder einholt. Lg Carmen

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