Urban Farming Gemüse

Urban Farming Teil 2 – Essbare Grünoasen in der Stadt: Selbstversorgung auf Balkon und Terrasse

Der Trend zum Urban Farming ist ungebrochen und auch ohne Garten möchten viele Menschen selbstgezogenes Gemüse und Salate ernten. Balkone, Terrassen und kleine Stadtgärten verwandeln sich mit Hochbeeten im Nu in grüne, essbare Oasen.

Von Carmen

Urban Farming

Wir haben einen langen, schmalen Balkon mit idealer Südausrichtung und wollen uns deshalb in diesem Jahr dort ans Urban Farming wagen. Da meine Tochter Jana den direkten Balkon-Zugang aus ihrem Zimmer geniesst, wird sie sich in diesem Sommer mit meiner Unterstützung um die Pflege und die Ernte kümmern. Wir haben uns gemeinsam für Hochbeete entschieden: ein modernes auf Füssen und zwei klassische Paletten mit Aufsetz-Rahmen. Als Erstes wurden dann Salate, Kohlrabi, Zwiebeln und Rucola ausgepflanzt.

Dank dem Frühbeetkasten, den wir kurzerhand als Deckel fürs Paletten-Hochbeet verwendet und damit in eine Art Gewächshaus umfunktioniert haben, sind die Salate im Frühjahr im Turbotempo herangewachsen und können schon bald geerntet werden!

Ihr dürft gespannt sein… und: dank unseren Tipps gelingt bestimmt auch euch das trendige „Farmern“ auf Balkon, Terrasse oder im Garten!

Das Balkon-Hochbeet

Balkon-Hochbeet

Damit dein Urban-Farming-Projekt auch auf kleinem Raum ein Erfolg wird, schaust du zuerst, ob die Besonnung und der verfügbare Platz ausreichen. Wirf auch ein Auge auf die Statik und Tragfähigkeit deines Balkons, denn voll bepflanzte Hochbeete mit durchnässter Erde haben ein extrem hohes Eigengewicht. Bei Unklarheit fragst du besser den Vermieter oder Architekten. Überlege dir auch, wieviel Zeit du in deinen Balkongarten investieren kannst und ob ein Bewässerungssystem für den Topf- und Hochbeet-Garten Sinn macht.

Die Befüllung

Was du für dein Balkon-Hochbeet benötigst und wie du es am besten befüllst, stelle ich dir nun vor. Und dann kann es auch schon losgehen mit deinem Urban Farming Projekt!

Blähton

Du brauchst:

Materialliste im Online-Shop anschauen

Vlies Urban Gardening

Universalerde

Und so geht‘s:

Zuerst haben meine Tochter und ich das Hochbeet zusammen aufgebaut und dabei schon das erste Mal geschwitzt. Verflixt nochmal, wie bekommen wir hier den zweiten Boden rein? Leichter als gedacht – Schrauben nochmals anlösen, Boden einsetzen – et voilà! Das fertige Hochbeet haben wir gemeinsam an die Hauswand vor ihrem Zimmer platziert. Während meine Tochter das beigelegte schwarze Trennvlies im Pflanztrog ausgebreitet und an den Seitenwänden festgetackert hat, habe ich den Blähton bereit gemacht. Da auf dem Balkon kein Austausch mit Bodenlebewesen stattfindet, sollte eine leichte, strukturstabile Füllung mit gutem Wasserabzug verwendet werden. Blähton ist dementsprechend ein ideales Drainagematerial, das die unterste Schicht bildet (bis ca. ¼ der totalen Füllhöhe). Anschliessend hat Jana ein zweites Vlies in der Grösse 120 cm x 100 cm zugeschnitten, welches über die Blähtonschicht gelegt wird, sodass die Seitenränder nach oben überlappen. Das Trennvlies verhindert, dass die Erde in die Drainageschicht sickert und die Wurzeln in den Blähton hineinwachsen. Nun fehlt nur noch die Erde: Für Wurzelgemüse wie Karotten oder Rettiche berechnet man eine Erdhöhe von 40 cm, für schwachwurzelndes Gemüse wie Salate, Radieschen, Buschbohnen und Zwiebeln sind 30 cm ausreichend.  Mehr Erde brauchst du nicht aufzufüllen, da das Hochbeet nur unnötig schwer wird.
Einpflanzen Setzlinge

Eingepflanzt habe ich als Erstes voller Freude die Setzlinge, über die ich in meinem Blogbeitrag Urban Farming Teil 1 – Anzucht berichtet hatte. Nach dem Auslegen aller Setzlinge, Zwiebeln und Erdbeeren in einem Muster ist alles einsetzbereit. (Die Salate hat meine Tochter fast einen Tick zu dicht beieinander gesetzt, doch ich möchte kein Spielverderber sein… Hilfreich beim Einhalten der richtigen Abstände zwischen den verschiedenen Pflanzensorten sind die Beschriftungen auf den Etiketten. Einfach nachlesen und einpflanzen.)

Anschliessend regelmässig giessen und düngen nicht vergessen!

Fruehbeetrahmen

Geeignete Gemüse-, Beeren- und Obstsorten für Urban Farming

Es gibt zahlreiche Bio-Naschgemüsesorten: Datteltomaten, Fleischtomaten, Gurken, Peperoni, Aubergine…! Aber auch schnellwachsende Klassiker wie Spinat, Schnitt- und Kopfsalate, Kohlrabi und Radieschen sehen nicht nur schön aus, sondern belohnen die Gärtner mit schnellem Ernteerfolg. Salat- und Kohlrabi-Setzlinge müssen „flattern“ und dürfen keinesfalls zu tief gepflanzt werden. In die Lücken der Pflanzreihen lassen sich Steckzwiebeln pflanzen, die laufend geerntet werden können.

Setzlinge

Kinder lieben Erdbeeren, die sonnenwarm gepflückt direkt in den Mund wandern. Wenn du Sorten wie ,Siskeep‘ oder ‚Mara des Bois‘ wählst, kannst du den ganzen Sommer über immer wieder ernten. Für konkurrenzloses Pflücken sorgt insbesondere die Pflanzung in Töpfen oder Hochbeeten – Erdbeeren sind darin sicher vor Schneckenfrass geschützt. Die Tomaten kommen erst nach den Eisheiligen ab Mitte Mai ins Hochbeet. Sie lieben es, wenn man sie tiefer pflanzt als im klassischen Topf, denn sie bilden am Stamm weitere Wurzeln aus, die den Tomatenstock zusätzlich mit Wasser und Nährstoffen versorgen. Eine Ausnahme bilden hierbei veredelte Tomaten. Diese mögen es lieber, wenn man sie nicht allzu tief setzt,  da sie ansonsten geschwächt werden. Tomaten und Basilikum sind nicht nur im Salat ein tolles Paar, sondern auch im Hochbeet. Im Wurzelbereich von Tomaten kann direkt Basilikum ausgesät oder fertige Jungpflanzen gesetzt werden. Im ersten Jahr wirst du eine richtig tolle Ernte haben, damit das so bleibt, muss ein Teil der Erde im Balkonhochbeet jedes Jahr ausgetauscht werden.

Beerensorten für das Rankgitter

Hochwachsende Beerensorten wie Brombeeren und Himbeeren kann man an einem Rankgitter aufleiten, das gleichzeitig als Sichtschutz dient. Eine stark aufrechtwachsende Johannisbeeren-Sorte wie z.B. ‚van Tets‘ ist platzsparend und bequem zu ernten.

Rankgitter

Säulenobst

Säulenobst ist ideal für Balkone oder Terrassen, denn sie werden extra auf einer schwachwüchsigen Unterlage veredelt und die Früchte sitzen direkt am Stamm. Die meisten Säulenbäume, insbesondere die Säulenkirsche, beginnen schnell in die Breite zu wachsen. Eine Ausnahme bildet hier der Apfel-Säulenbaum, der mit wenig Schnitt auskommt. Wenn du wenig Platz hast, dann musst du deine Säulenobstbäume immer wieder schneiden. Die langen Seitentriebe konkurrenzieren nämlich den Haupttrieb. Sie werden im Sommer zwischen Mitte Juni bis Mitte Juli laufend auf eine Seitenlänge von 10 bis 15 cm reduziert, im Frühjahr ist meist ein weiterer Schnitt fällig. Säulenobst gedeiht wunderbar in Töpfen oder speziellen Metallfässern. Eine gleichmässige Wasser- und Düngerzufuhr ist sehr wichtig, denn an Hitzetagen verdunsten die Blätter viel Wasser und das Säulenbäumchen leidet sehr. Ab Wachstumsbeginn von März bis September gibt man 1x wöchentlich organischen Flüssigdünger ins Giesswasser.

Metallfaesser

Verzweifle nicht, wenn dein Obstbäumchen in einem Jahr nur Blüten aber kein Obst trägt. Säulenobst benötigt viel Kraft zum Ausreifen der vielen Früchte an einem Stamm, weshalb es oft im nächsten Jahr eine Erholungspause braucht, dies nennt man alternierend.

Wenn’s nicht auf dem Balkon sein soll: Urban Farming im Garten

Gartenhochbeet

Bei Garten-Hochbeeten mit direktem Erdkontakt kann die Befüllung mit Schichten aus dünnen Ästen, Staudenrückschnitt, Grasschnitt, Laub und Kompost vorgenommen werden. Bodenlebewesen zersetzen anschliessend die geschichtete Befüllung und die Mischung sackt innert wenigen Monaten stark zusammen. Optimal wird daher ein solches Garten-Hochbeet bereits im Herbst befüllt, da zu dieser Zeit am meisten Schnittgut anfällt. Über den Winter kann sich die Erstbefüllung setzen und im Frühjahr mit Kompost und frischer Erde aufgefüllt werden. Die Verrottungswärme dient als gute Starthilfe und verhilft dem Gemüse in der ersten Saison zu schnellem und üppigem Wuchs. Der hohe Nährstoffgehalt ist ideal für Starkzehrer wie Gurken, Kohl, Sellerie, Tomate und Zucchini. In den Folgejahren werden Mittel- und schliesslich Schwachzehrer angebaut. Nach etwa 3-5 Jahren ist die Erde erschöpft und das Hochbeet sollte neu befüllt werden. Die verbrauchte Erde kann im Garten verteilt werden.

 

So – jetzt bist du bereit für dein eigenes Urban Farming-Projekt mit Hochbeeten – ganz gleich ob auf dem Balkon oder im Garten. Falls du doch noch mehr zum spannenden Thema Hochbeet erfahren möchtest, schau doch einmal den Do it + Garden Ratgeber dazu an.

Jetzt steht dem Genuss deines selbst gepflanzten Gemüses wirklich nichts mehr im Weg!

Ernte Urban Gardening

Carmen

«Hallo, ich bin Carmen. Ich wohne mit meinem Mann, zwei Kindern, Hund und Katzen in einem kleinen Dorf im Kanton Thurgau. Mein Garten bietet mir einen wundervollen Ausgleich zu meinem Beruf als freischaffende Architektin und ich liebe es, darin zu arbeiten. Seit 2008 dokumentiere ich auf meinem Gartenblog Ein Schweizer Garten das Entstehen unseres Gartens, den wir im Eigenbau angelegt haben. Der grüne Daumen muss mir in die Wiege gelegt worden sein, denn ich habe bereits als Kind ein eigenes Beet gepflegt. Ich freue mich, dass ich meine Freude am Gärtnern weitergeben kann.»

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5 Kommentare

  1. Kopfstehender Pinguin 30.03.2019 um 18:45

    Bodenorganismen können organisiert werden, entweder mit Kompost oder bei Biogartencentern 😉

  2. Joy 21.05.2017 um 19:57

    So was auf der Terrasse hab ich mir auch überlegt.. wäre auf jeden Fall super, so was zuhaben:-)

  3. Widmer 21.05.2017 um 13:27

    Bin am Umzug in die atika Wohnung😉Habe vauf der Terasse viel Platz für ein tolles Hochbeet🍀🌵🌼🌹🌾

  4. Manuela Greminger 20.05.2017 um 17:05

    Das machst du super herzlichen dank für die vielen tips👏👏👏👍

  5. Sonja Redondi 19.05.2017 um 21:06

    Phantastisch 👍

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