Wände und Decken streichen

Nach meiner Hochbauzeichner-Lehre und einer 2. Lehre als Maurer bin ich nun Bau- und Projektleiter im Hochbau. Schon lange war es jedoch mein Traum, mein ganz persönliches Bauprojekt zu starten – und ganz viel selbst zu machen. Nun ist es so weit: Ich habe eine eigene Wohnung gekauft! Sie ist schon ein bisschen in die Jahre gekommen und benötigt ein wenig Aufmerksamkeit. Zum Beispiel brauchen die Decken und Wände einen neuen Anstrich. Let’s go!

Von Do it + Garden Community

Alter: 12J. Aufwand: 12h

Da ich es nicht eilig habe mit dem Einzug, mache ich viele Renovationsarbeiten selber oder gemeinsam mit Freunden und der Familie. Für das Projekt «Wände und Decken streichen» standen mir 2 Helfer zur Seite.

Wichtig: Wer in einer Mietwohnung lebt, muss unbedingt vor dem Handanlegen bei der Haus-Verwaltung um Erlaubnis fragen!

Was ihr braucht

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Und so geht’s

Ich habe zwei verschiedene Arten von Wänden: Die einen mit einer Raufasertapete und die anderen mit einem Abrieb von 1.5 mm, genauso, wie meine Decken. Das Vorgehen beim Streichen ist aber bei beiden Wandarten die gleiche.

Risse und Löcher in den Wänden ausbessern

Mit der Zeit können durch statische Einwirkungen Risse in den Wänden entstehen. Damit diese nach dem neuen Anstrich nicht mehr sichtbar sind, sollte man sie vor dem Streichen mit Dichtmasse ausbessern.

Am besten werden die feinen Risse mit einem Cutter leicht geöffnet und die Dichtmasse reingespritzt. Um die Masse etwas zu verteilen, habe ich mit einer Wasser-Seifen-Mischung den Finger befeuchtet und die rausstehende Dichtmasse abgeflacht. Danach kann man mit einem Pinsel leicht Struktur in die Masse reinbringen, damit der Abrieb nachempfunden wird.

Auch kleine Löcher, die durch das Aufhängen von Bildern entstanden sind, kann man mit der Dichtmasse füllen. Für grössere Löcher ist eine Reparaturspachtelmasse zu verwenden. Der Unterschied zur Dichtmasse ist, dass diese aushärtet. Das Vorgehen ist dasselbe.

Wände von Fett und Staub befreien

Vor dem Streichen müssen die Wände gereinigt werden. Sie müssen von Fettrückständen sowie Staub befreit werden.

Fettrückstände entstehen vor allem dort, wo die Wand oft angefasst wird, also beispielsweise in der Nähe von Türen und Fenstern. Fett entfernt man am besten mit einem Laugenpulver. Dieses gemäss den Angaben auf der Packung mit Wasser vermischen, dann mit einem Schwamm den alten Farbanstrich mit der Laugenpulver-Lösung einlaugen, mit klarem Wasser abspülen und trocknen lassen. Der Schwamm darf dabei nicht so hart sein, dass er die Wand aufscheuert. Dank der Behandlung mit Laugenpulver wird der Altanstrich griffiger und die neue Farbe hält besser an der Wand.

Um den Staub von den Wänden zu entfernen, kommt der Besen zum Zug. Hier gibt es kein Richtig oder Falsch. Wichtig dabei ist aber, dass man auch die Kanten sorgfältig reinigt. Um besser in die Kanten zu gelangen, habe ich die praktische Radiatorenbürste mit kleinem Kamm verwendet.

Abdecken

Die wichtigste Aufgabe beim Wände streichen ist wohl das Abdecken. Diesen Arbeitsschritt sollte man sorgfältig ausführen und unbedingt genügend Zeit dafür einplanen.

Fensterrahmen: Um die Fensterrahmen abzudecken, eignet sich das 2 in 1 Abdeckpapier mit Maler- Krepp sehr gut. Damit kann man grosse Flächen in einem einzigen Arbeitsschritt abdecken. Das überhängende Krepp-Papier kann man im Anschluss noch mit Klebeband fixieren. Hier empfiehlt es sich, qualitativ hochwertiges Klebeband zu verwenden. Günstiges Klebeband hält unter Umständen nicht. Oder es hält zu gut und nimmt beim Entfernen die Farbe vom Fensterrahmen gleich mit.

Bodenleiste: Da ich in meiner Wohnung einen neuen Boden verlegen werden, habe ich die Bodenleisten entfernt. Vom Abdeckprinzip her ist es aber das gleiche, wie beim Fensterrahmen abdecken. Man verwendet das 2 in 1 Abdeckpapier mit Maler-Krepp und klebt den überschüssigen Krepp mit Klebeband an.

Fenster: Um die Fenster optimal zu schützen, kann man, nachdem der Rahmen abgedeckt wurde, noch eine Abdeckfolie über das Fenster ziehen. So ist nicht nur der Fensterrahmen, sondern auch das Fensterglas sicher vor Farbklecksen. Dafür die gewünschte Breite des Fensters abmessen, die Folie ankleben (am besten nicht auf dem Krepp-Papier ankleben, sondern am Fensterrahmen, da das Krepp-Papier das Gewicht des Plastiks nicht halten kann!), nach unten ziehen und mit Klebeband befestigen.

Boden: Wenn man die Decke streicht, tropft Farbe von der Decke. In diesem Fall ist es sinnvoll, den ganzen Boden mit einem Maler-Vlies abzudecken. Wenn man nur die Wände streicht, kann man auch nur die vordersten 1-2 Meter abdecken.

Da ich in meiner Wohnung neue Böden verlegen werde, muss ich den Boden nicht schützen. Ich verlege aber trotzdem ein Vlies entlang der Wände. Dies, weil ich mit der Farbrolle bis an den Boden gelangen werde (da ich ja keine Bodenleiste mehr habe…) und durch das Vlies so kein Schmutz an die Rolle und somit auch nicht an die Wände gelangt.

Steckdosen: Um die Abdeckung der Steckdosen vor Farbe zu schützen, kann man diese mit Klebeband abdecken. Den Deckel der Steckdose sollte man nur dann abnehmen, wenn man Experte ist. Es herrscht die Gefahr eines Stromschlags!

Streichen

Zuerst rühre ich die Farbe mit einem Rührstab auf. Je nach Farbe darf auch Wasser zum Verdünnen verwendet werden. Das Wasser erleichtert die Verarbeitung der Farbe bei stark saugendem Untergrund. Am besten lässt man sich von einem Verkäufer beraten, ob und wieviel Wasser verwendet werden darf. Das Wasser ist vor dem Aufrühren beizugeben.

Beim Streichen gilt die Devise «von Klein zu Gross». Ich beginne also damit, die Ränder ca. 5 cm breit mit einem Eckpinsel zu streichen. Ich tauche dafür den Pinsel direkt wenige Millimeter in die Farbe und streiche die überschüssige Farbe am Gitter ab. Hier ist meine Empfehlung, lieber weniger als zu viel Farbe zu verwenden, damit der Unterschied zwischen der Fläche, die mit dem Pinsel und der Fläche, die mit der Rolle gestrichen wurde, nicht zu stark auffällt.

Das gleiche mache ich bei den Rändern an der Decke und an den Wänden, da ich auch da mit der Farbrolle nicht bis in die Kanten rankomme.

Wenn man mit den Kanten fertig ist, kommen die grossen Flächen dran. Am besten beginnt man beim Streichen mit den Decken, weil es beim Deckenstreichen zu Farbspritzern an den Wänden kommen kann. Dafür verwende ich eine Rolle aus weichem Material. Je mehr Abrieb die Wand hat, desto weicher sollte die Rolle sein. Weiches Material gelangt besser in die Zwischenräume der Flächen. Geeignet sind insbesondere Farbrollen für raue und grobe Untergründe.

Die Rolle tauche ich nun einige Millimeter tief in die Farbe ein und streiche die überschüssige Farbe am Gitter ab. Die Rolle sollte nie ganz in die Farbe eingetaucht werden, da ansonsten zu viel Farbe an der Rolle haftet. Bewusst rolle ich danach den Farbroller von oben nach unten am Gitter ab, um Farbspritzer in meine Richtung zu vermeiden. Dies wiederhole ich mehrmals, um die Farbe gleichmässig auf der Rolle zu verteilen. Und beginne dann mit dem Streichen.

Ich nehme mir immer kleine Quadrate (1-2 m2) vor und streiche einmal vertikal und einmal horizontal (Kreuzverfahren) über die Fläche, um auch alle unebenen Stellen zu erwischen. Ich achte darauf, dass ich immer ausreichend Farbe auf der Rolle habe und stets nass in nass streiche. Das bedeutet, dass immer mit neuer Farbe aus dem Eimer ein Stückchen in die bereits gestrichene, noch feuchte Fläche gestrichen wird. So werden Streifenansätze vermieden, die sonst bei schrägem Lichteinfall sichtbar wären. Für eine streifenfreie Decke sollte man immer von einer Lichtquelle (Fenster) aus mit dem Streichen anfangen. Das bedeutet, wir fangen am Fenster an und arbeiten uns zur Wand gegenüber vor.

Für ein einfacheres Arbeiten an der Decke habe ich mir noch einen Teleskopstab gegönnt. Das schont meinen Nacken, da ich nicht fast vertikal an die Decke schauen muss – und so auch nicht alle Farbspritzer auf mir landen. Eine Kopfbedeckung und eine Brille schützen die Haare und die Augen.

Wenn man mit der Decke fertig ist, folgt die Leibung. So nennt man die Aushöhlungen, in der Türen und Fenster drin sind. Dafür habe ich schmale Rollen gekauft. Ansonsten ist das Vorgehen aber das gleiche wie bei den Decken.

Zum Schluss folgen die Wandflächen. Hier kann man entweder mit dem Teleskopstab oder mit der kurzen Rolle arbeiten. Was man lieber mag. Das Vorgehen ist dasselbe wie auch schon bei den Decken.

Wie oft eine Fläche gestrichen werden muss, ist abhängig vom Untergrund. Wenn die Fläche vor dem Streichen dunkel war und sie aufgehellt werden muss, braucht es mehr Anstriche, als wenn eine helle Wand dunkel gestrichen wird. Ob weitere Anstriche benötigt werden, entscheidet man am besten dann, wenn der 1. Anstrich trocken ist. Das ist nach frühestens 6 Stunden der Fall. Wenn ein weiterer Anstrich nötig ist, dann gilt nochmals das gleiche Vorgehen. Meistens lohnt es sich, Farbe mit guter Deckkraft zu kaufen, auch wenn diese vielleicht ein wenig teurer ist. Denn wenn von der günstigeren Farbe nachgekauft werden muss, dann ist sie am Ende gleich teuer, wie die Teure und macht erst noch mehr Aufwand.

Obwohl ich mit weisser Farbe auf weissen Hintergrund gestrichen habe, werde ich nächstes Wochenende noch einen 2. Anstrich durchführen müssen. Denn durch die Möbel meines Vormieters gab es schwarze Streifen an der Wand. Diese konnte der 1. Anstrich nicht ganz abdecken.

Obwohl das Streichen anstrengend sein kann, macht es mir riesigen Spass. Das hat wohl auch ein wenig mit dem Vorher-Nachher-Effekt zu tun, der sehr befriedigend ist. Ich hoffe, meine Erfahrungen und Tipps helfen euch weiter und ich wünsche auch euch viel Erfolg beim Streichen!

 

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