Jedes Jahr im Frühling und Herbst blicke ich grün vor Neid in den Garten meines Nachbarn. Er ist 81, Rentner und verbringt den grössten Teil des Tages in einem Liegestuhl auf seinem feinen Rasen. Schon das allein ist Grund genug, neidisch zu sein, aber es sei ihm gegönnt. Der wirkliche Grund für meine Bewunderung liegt in den wunderschönen Blumen, die er in seinem Garten hat. Denn komischerweise sehe ich ihn nur selten Kofferraumladungen voll mit Pflanzen und Blumen in seinen Garten schleppen. (So wie ich es immer tue…)

Irgendwann standen wir am Zaun und quatschten. Die Gelegenheit, ihn nach seinem Geheimnis zu fragen. Er zuckte mit den Achseln und guckte mich nur fragend an “Das sind Zwiebeln, die macht man im Herbst in die Erde und dann blühen die im Frühling.” Punkt. Aha. Zwiebeln? Diese Blumenzwiebeln? Stimmt, gesehen hatte ich sie schon oft, richtig ernst genommen noch nie.

So kam es, dass ich mir einige dieser Blumenzwiebeln besorgte. Für den Anfang will ich es mit Frühlingsblühern probieren. Ich suche und finde Hyazinthen, Allium (auch bekannt als „Zierlauch“) und natürlich Tulpen! Wieder zu Hause heisst es erstmal einen würdigen Platz finden. Ich entscheide mich für einen Platz auf unserer Terrasse, dort gibt es eine Art Hochbeet, das ein bisschen wärmer ist als der Boden. Und mehr Wärme bedeutet frühere Blühzeit.

Die Anleitung auf den Zwiebelpackungen ist einfach und auch für Menschen ohne grünen Daumen (wie mich) verständlich. Die Zwiebeln für die Hyazinthen sollen ca. 20 cm tief in die Erde und mit einem Abstand von 15 cm gepflanzt werden. An die Tiefe halte ich mich ziemlich genau und nutze den alten “Daumen-Kleiner-Finger-Trick” von meinem Opa, um an meiner kleinen Schaufel die 20 cm abzumessen. Gleichzeitig überlege ich, ob mein Nachbar das wohl mit dem Lineal ausmisst? Ich habe Hyazinthen in drei Farben gekauft: weiss, violett und rosé, und setze sie im Wechsel auf eine Fläche von ca. einem halben Quadratmeter.

Als nächstes sind die Allium dran. Auf die freue ich mich am meisten, denn man kann sie auch blühend abschneiden, zusammenbinden und verschenken. Das sieht sehr schön aus und ich freue mich schon jetzt darauf, zu sagen “Jahaa, die sind aus UNSEREM Garten!” Der Zierlauch muss nur 10 cm tief in die Erde, deswegen entschliesse ich mich eine grössere Fläche freizulegen und die Zwiebeln darauf zu verteilen.

Die Tulpen pflanze ich in einer Reihe im Garten. Auch sie müssen nicht ganz so tief in die Erde und ich werde langsam pragmatischer, mache nur ein kleines Loch und drücke die Zwiebeln nach Gefühl hinein. Wie so ein Profi. Nach einer halben Stunde bin ich fertig. Ob sich die Arbeit gelohnt hat, wird sich dann im Frühling zeigen. Ich gehe nochmal in mich, ob ich alle Tipps beherzigt habe:

• Blumenzwiebeln am besten im September oder Oktober pflanzen.
• Blumenzwiebeln nach dem Kauf nicht lange lagern, sondern am besten gleich nach dem Kauf mit der Spitze nach oben in die Erde setzen. (Falls sie doch vorübergehend gelagert werden müssen, dann am besten im Gemüsefach im Kühlschrank!)
• Einen luftigen und sonnigen Standort wählen und den Boden etwas auflockern.
• Auf die Pflanztiefe achten: Über der Zwiebel sollte zwei Mal so viel Platz sein, wie die Zwiebel dick ist.

Dann heisst es, sich nach getaner Arbeit in den Liegestuhl setzen und auf den Frühling freuen.