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Urban Farming Teil 6 – Säulenobst: Grosse Früchte für kleine Naschkatzen

Wer auf engem Raum – beispielsweise auf dem Balkon oder der Terrasse – gärtnert, weiss den grünen Sicht- und Sonnenschutz der aparten Säulenbäumchen zu schätzen. Damit es auch mit der Ernte klappt, gilt es einiges zu beachten. Wir haben die wichtigsten Grundlagen für euch zusammengetragen.

Von Carmen

Alter: 3J. Aufwand: 24h
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Vor einigen Jahren haben die schmalen Säulenobstbäume Einzug in unsere Leben gehalten und begrünen seither unsere Gärten, Balkone und Terrassen. Äusserst beliebt sind Säulenäpfel und Säulenbirnen, Zwetschgen, Pflaumen, Mirabellen, Kirschen, Aprikosen, Pfirsiche oder Nektarinen. Von strahlenden Kinderaugen gepflückte Kirschen wandern im Sommer direkt in den Mund und im Herbst werden die gemeinsam geernteten Äpfel zu einer feinen Wähe verarbeitet.

Säulenobst im Freiland

  • Geschützte, sonnige oder halbschattige Standorte sind ideal
  • Der Pflanzabstand für eine Obsthecke beträgt je nach Sorte 50-70 cm
  • Das Pflanzloch sollte dreimal so gross wie der Wurzelballen ausgehoben werden
  • Säulenobst im Container ins Wasserbad stellen, sodass sich der Wurzelballen vor dem Pflanzen vollsaugen kann
  • Den Wurzelballen nicht tiefer pflanzen, als er im Container stand
  • Die verdickte Veredelungsstelle muss über der Erde liegen
  • Stark verfilzte Wurzelballen vor dem Pflanzen auflockern, damit sich die Wurzeln besser ausbreiten können
  • Ins Pflanzloch bis zur Hälfte frisches Substrat oder mit Kompost gemischte Erde geben, danach mit Gartenerde auffüllen und einen kleinen Giessrand ausbilden
  • Erde rund ums Pflanzloch festdrücken
  • Gut angiessen
  • Im ersten und zweiten Standjahr sollte bei längerer Trockenheit selten, aber durchdringend gegossen werden
  • Eine Frühjahrsdüngung in Form von langwirkenden Hornspänen unterstützt die Fruchtbildung

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Im ersten und zweiten Jahr bilden die schnurgeraden Stämmchen zuerst Seitentriebe, woran sich später Fruchtknospen bilden. Schon ab dem zweiten Standjahr bekommen die Bäumchen erste Blüten, richtig fruchten werden sie aber erst in den nachfolgenden Jahren. Durch das reduzierte Blattwerk sind Säulenbäume, die nahe am Stamm ihre Früchte ausbilden, die „Hochleistungssportler“ unter den Obstbäumen und sollten für einen guten Ertrag unbedingt regelmässig gedüngt werden.

Säulenobst in Kübelhaltung auf Balkon oder Terrasse

  • Genügend grosser Kübel (mind. 40 l Volumen) mit Abzugslöchern
  • Hochwertiges Kübelpflanzensubstrat
  • 5-7 cm Drainage mit Blähton am Kübelboden
  • Regelmässig giessen und düngen
  • Jährlich im Frühjahr die oberste Schicht Erde erneuern, nach 2-3 Jahren umtopfen und die Erde erneuern
  • Im Winter die Kübel nahe an die Hausfassade rücken und bei frostfreiem Wetter gelegentlich giessen

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Dünger und Ernte

Säulenobst bildet (im Verhältnis zum Obstertrag) wenig Blattmasse aus, weshalb der Nährstoffbedarf enorm ist. Nebst der regelmässigen Wasserzufuhr sollte im Frühling beim Blattaustrieb eine stickstoffbetonte Düngung mit Langzeitdünger oder eine wöchentliche Düngung mit mineralischem Flüssigdünger erfolgen. Ab August kann ein kalibetonter Dünger gegeben werden, um die Triebverholzung zu fördern und die Frostanfälligkeit zu senken.  Ertragsschwankungen nennt man Alternanz: Nach einem ertragreichen Jahr hat sich der Baum verausgabt und fruchtet im folgenden Jahr nur schwach oder gar nicht. Ein Ausdünnen auf ca. 30 Früchte pro Baum Anfangs Juni hilft dabei, der Alternanz vorzubeugen.

Standort

Auf stark exponierten, vollsonnigen Terrassen oder Balkonen kämpfen die Bäumchen gegen austrocknende Winde und pralle Sonne, die Kübel heizen zudem die Wurzeln stark auf. Ein halbschattiger Standort wäre zumindest während den heissen Monaten ideal. Eine regelmässige Wasser- und Nährstoffzufuhr ist besonders während der heissen Sommermonate wichtig.

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Der richtige Säulenobst-Schnitt

Von Natur aus wächst nur der Säulenapfel kompakt und schnurgerade in die Höhe, die anderen Obstarten müssen je nach Sorte laufend auf eine Seitentrieblänge von 20 bis 40 cm beschnitten werden, damit sie schmal bleiben. Ein unbeschnittener Baum schiesst schon bald in die Breite und entwickelt eine normalgrosse Krone, die den ursprünglich verfügbaren Platz schnell sprengt. Mitte bis Ende Juni werden alle Seitentriebe auf 10-15 cm gekürzt. Überlange Triebe können auch laufend geschnitten werden. Der letzte Schnitt sollte vor Mitte August erfolgen, damit neue Triebe noch ausreifen können. Wenn der Säulenbaum die Wunschhöhe erreicht hat, wird durch das Kappen des Leittriebes die Endhöhe bestimmt, je nach Sorte sind dies 2,5 m bis 3,5 m.

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Schädlinge und Krankheiten

Wie bei normalen Obstbäumen können gelegentlich auch bei den gesunden Säulenobst-Züchtungen Schädlinge oder Krankheiten auftreten. Wichtig ist ein frühes Erkennen und Handeln. Eine gute Wasser- und Nährstoffversorgung bildet kräftige Pflanzen aus, die weniger anfällig sind. Blattverfärbungen, Frassspuren oder Blattverkrüppelungen sind Krankheitsanzeichen oder deuten auf Schädlingsbefall hin. Oft kann durch das Abpflücken und Vernichten befallener Blätter grösserer Schaden abgewendet werden.

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Winterschutz

Ausgepflanztes Säulenobst ist winterhart, im Kübel gehaltene Säulenbäume werden im Winter möglichst nah an die Hausfassade gerückt und bei Trockenheit an frostfreien Tagen gelegentlich gegossen. Staunässe ist unbedingt zu vermeiden. In sehr rauen Regionen ist ein Winterschutz aus Kokosmatten oder Vlies von Vorteil.

Fazit

Säulenobst ist ideal für Standorte mit eingeschränktem Platzangebot, aber nicht nur. Die hübschen Bäumchen sind nicht nur eine Bereicherung für jeden Balkon und jede Terrasse, sie machen sich auch in grösseren Gärten sehr gut. Wer die grundlegenden Regeln im Umgang mit Säulenobst befolgt, wird lange Freude an seinen Pflanzen und dem durchaus sehenswerten Ertrag haben.

Viel Spass beim Aussuchen, Pflanzen, Pflegen – und beim Essen der süssen Früchtchen!

Carmen

«Hallo, ich bin Carmen. Ich wohne mit meinem Mann, zwei Kindern, Hund und Katzen in einem kleinen Dorf im Kanton Thurgau. Mein Garten bietet mir einen wundervollen Ausgleich zu meinem Beruf als freischaffende Architektin und ich liebe es, darin zu arbeiten. Seit 2008 dokumentiere ich auf meinem Gartenblog Ein Schweizer Garten das Entstehen unseres Gartens, den wir im Eigenbau angelegt haben. Der grüne Daumen muss mir in die Wiege gelegt worden sein, denn ich habe bereits als Kind ein eigenes Beet gepflegt. Ich freue mich, dass ich meine Freude am Gärtnern weitergeben kann.»

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